Durch mehr Miteinander zur besseren Integration von Muslimen


Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Gäste, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,


Jamal Karsli, MdL
wir reden heute über die Integration von Muslimen. Dazu zunächst einige Zahlen. Worum geht es hier? Wir sprechen von weltweit 1,3 Milliarden Muslimen. Davon leben 20 Millionen in Europa, 3,5 Millionen in Deutschland. Diese sind zu einem großen Teil eingebürgert. Ca. 200.000 davon sind deutschstämmig. Was viele nicht wissen, ist, dass der Islam sich wie auch das Christentum und das Judentum auf Abraham bezieht. Es gibt insgesamt eine mehr als 90 %ige Übereinstimmung zwischen diesen drei Weltreligionen. Hinsichtlich unserer religiösen Wurzeln sind wir einander also näher als vielen bewusst ist.
Islam wird vom Begriff „Salam“ abgeleitet. „Salam“ ist arabisch und heißt Frieden. Deshalb lehne ich solche Begriffe wie islamischer oder christlicher oder jüdischer Terrorismus ab. Denn Terror hat keine Religion!

Meine Damen und Herren,

wie so oft, werden auch in dieser Debatte gerne - bewusst oder unbewusst - die Begriffe miteinander vermischt, bzw. unzulässig gleichgesetzt. Zunächst: Nicht jeder Migrant ist ein Moslem und nicht jeder Moslem ist ein Migrant. Zudem werden der Islam und die Muslime in den Medien immer wieder mit Begriffen belegt wie „Islamist“, „Fundamentalist“, „Terrorist“ und „radikal“. Höchstens sind sie „Ultraorthodoxe“. Dies geschieht bei den anderen Religionen und deren Vertretern nicht. George W. Bush ist de facto ein christlicher Fundamentalist, denn er bezieht sich auf die Fundamente des Christentums. In den Medien und in der Öffentlichkeit wird er jedoch nicht als solcher bezeichnet. Er wird lediglich als „neo-konservativ“ betitelt, wobei konservativ ein positiver Begriff ist.

Bezogen auf das Christentum gibt es diese Verallgemeinerungen und Stigmatisierungen also nicht. Z.B. nach einem Brandanschlag lesen wir am nächsten Tag nämlich nicht in der Zeitung: „Ein 20jähriger Christ hat gestern einen Brandanschlag verübt.“

Auch bei dem Attentat auf Anna Lindh, der ermordeten schwedischen Außenministerin, hieß es später nicht „ein Serbe“ oder ein „Orthodoxer“, sondern ein Verrückter hat sie ermordet.

Meine Damen und Herren,

wenn wir die Muslime integrieren wollen, müssen wir ihre Religion, den Islam, in unsere Gesellschaft integrieren.

Um den Islam zu integrieren, müssen mehr Dialoge mit den islamischen Verbänden geführt werden, anstatt sie nur vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen.

Ich finde den Vorschlag von Christian Ströbele, einen islamischen Feiertag einzuführen, sehr begrüßenswert. So wie ein „Wort zum Sonntag“ sollte es auch ein „Wort zum Freitag“ geben. Der Vorschlag, die islamischen Predigten zukünftig in deutsch zu halten, ist jedoch problematisch. Erstens können derzeit viele der Muslime wenig deutsch und zweitens können auch viele der Imame keine Predigten auf deutsch halten. Dafür müssen von den Politikern erst die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden.

Meine Damen und Herren,

Veranstaltungen wie die Demonstration in Köln am vergangenen Sonntag, an der ich auch teilgenommen habe, sind sehr begrüßenswert. Jedoch halte ich es für falsch, dass sich die Muslime ständig rechtfertigen müssen. Die allermeisten Muslime haben nichts zu tun mit Terroranschlägen. Dennoch wird von ihnen erwartet, dass sie sich öffentlich davon distanzieren.

Abschließend ein Appell an die Medien und die Politik: Wir tragen zu diesem Thema eine große Verantwortung und sollten uns entsprechend vorsichtig und sensibel äußern, damit der befürchtete und von manchen betriebene Kampf der Kulturen nicht voll ausbrechen kann.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!



Jamal Karsli, MdL
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